Badische Zeitung 20.03.2023
Von Martina David-Wenk
Diana Heidt(links), Guido Chudoba und Johanna Löffel
Es ist ein besonderer Wettkampf: Theatersport. In Steinen-Weitenau treffen die Basler Impronauten auf das Ensemble Dramenwahl. Das Publikum hat dabei eine aktive Rolle.
In der Festhalle in Weitenau kam es am Samstag zu einem Wettkampf der besonderen Art. Zwar ging es um Punkte und Sieger, doch die Disziplin war Theatersport. Die Impronauten aus Basel trafen auf das Ensemble Dramenwahl aus dem Markgräflerland. Beim internationalen Match war das Publikum in einer Dreifachrolle, denn es fungierte auch als Ideengeber und Juror. Dem Team Dramenwahl mit Guido Chudoba aus Weitenau kam der Heimvorteil zugute, doch wer will Juror und Publikum da etwa niedere Beweggründe unterstellen.
Veranstalter
war der Gesangverein Harmonie aus Weitenau und wenn der Gesangverein einlädt, dann ist die Halle voll und wenn den Sängerinnen und Sängern als Hausaufgabe Fingerfood aufgegeben wird, dann quillt das
Buffet in der Halle vor leckeren Kleinigkeiten fast über. Der erste Höhepunkt lag also schon vor dem Theaterbeginn. Im Wettkampf Buffet gegen Theater hätte es jedenfalls keinen Sieger
gegeben.
Improtheater
ist die unmittelbarste Form von Theater, die Spieler wissen nicht, was auf sie zu kommt, welche Wünsche das Publikum hat. Das fängt schon mit den Accessoires an. Ein Gegenstand aus dem Publikum wurde
zum Maskottchen des Abends. Der Pümpel wurde ausgewählt, er beflügelte die Fantasie der Spieler und erheiterte die Zuschauer, denn er war meist alles nur das nicht, für was er gedacht ist. Ob
Bewerbungsgespräch als Totengräber in Weitenau, ob eine CD zum Thema Gewann Ritterhof die Schauspieler nutzen die Freude am Augenblick und ihre Spielfreude war grenzenlos.
Diana Heidt
und Johanna Löffel aus Basel taten ihr Bestes, legten all ihr Talent und ihr Wissen in ihre Gestik, doch beim Weitenauer Publikum hatten sie es schwer. Lokalheld Guido Chudoba, der ebenfalls zum
Basler Ensemble gehört, hatte einfach die Fangemeinde auf seiner Seite. Und wenn er dann noch solche Improtheatergrößen wie Claudia Schurig an seiner Seite hat, kann eigentlich nichts mehr schief
gehen. Schurigs Simultanübersetzung in Gebärdensprache eines Interviews mit einem Automechaniker bezüglich der Bremsbeläge war einer der Höhepunkte des Programms, ebenso ihre Arie, die sie für die CD
einsang.
Improtheater
lebt vom Augenblick, von der Präsenz der Spieler vom Verständnis untereinander, wie sie dies dem geneigten Publikum nahebringen können. Das Team Dramenwahl lag fast uneinholbar an der Spitze. Die
Impronauten aus Basel holten aber auf, um sich in der letzten Partie dann doch geschlagen geben zu müssen. Bei der Zugabe zeigten die Fünf noch einmal ihre ungeheure Präsenz an diesem Abend, denn all
die kurzen Szenen, die ohne das Zutun des Publikums so nicht möglich gewesen wären, tauchten im Schnelldurchlauf noch einmal auf. Klasse Leistung, viel Spielfreude, gerne
wieder.
Chorproben - Singstunde Freitags 20:00 Uhr Gemeindehalle in Weitenau