Seit 40 Jahren dirigiert Ibolya Barla Chöre im Landkreis Lörrach

Von Maja Tolsdorf

Badische Zeitung

24.Februar 2023

 

Der Chor in Weitenau war die "erste Liebe" von Dirigentin Ibolya Barla. Vor 40 Jahren war er der Erste, den sie im Landkreis Lörrach dirigiert hat. Viele weitere sind in der Zwischenzeit dazugekommen.

 

 

Die feuerroten Haare hat Ibolya Barla nicht mehr, stattdessen sind sie nun grau. Jahrzehntelang hatte die rote Haarfarbe auf den Bühnen im Landkreis Lörrach neben dem Können der Dirigentin ein Ausrufezeichen gesetzt. Schon von Weitem war sichtbar: Hier ist Ibolya Barla am Werk, was am Klang und Auftreten des Chors ohnehin spürbar war. "Das rote Haar war mein Markenzeichen und an manchem Tag vermisse ich es", sagt Barla im Gespräch mit der BZ. Doch mit dem Älterwerden hat sie sich nun davon getrennt, die Coronazeit mit ihren Lockdowns habe den letzten Ausschlag gebeben. "Ich saß praktisch ein Jahr lang nur zu Hause", sagt sie.

 

Auch mit 74 noch kein bisschen leiser


Ansonsten ist "Iby", wie sie vom Weitenauer Chor genannt wird, auch mit 74 Jahren noch kein bisschen leiser. Charisma, Energie und Stärke strahlt sie aus, auch wenn sie nicht vor einem Chor steht. Doch mit einem Sinneswandel oder dem Gedanken, den Dirigentenstab sofort niederzulegen, hätten die grauen Haare nichts zu tun, meint Barla: "So lange es mir gut geht und ich Spaß habe, mache ich weiter, wenn auch keine zehn Jahre mehr". In ihren aktivsten Zeiten hat Ibolya Barla sieben Chöre an fünf Tagen in der Woche geleitet, heute sind es noch vier: Männerchor Binzen, Gemischter Chor Tumringen, Chor Brombach und Gesangverein Harmonie Weitenau. Der Weitenauer Chor war der erste, den die aus Siebenbürgen stammende Musikprofessorin im Landkreis Lörrach dirigierte. Sie war erst seit zwei Jahren in Deutschland, als sie 1983 auf Empfehlung zum Gesangverein Weitenau kam, nun leitet sie den Chor seit 40 Jahren.

"Sie war ein Glücksfall für uns", sagt die Vorsitzende Christa Schmieder-Wenzel. 1983 sei der Chor fast vor dem Aus gestanden und hatte gerade noch aus 20 Sängern bestanden. Ein neuer Dirigent wurde dringend gesucht. Die 1982 ins Amt gewählte Vorstandschaft um Hermann Eichin habe laut Schmieder-Wenzel dann den Mut gehabt, "erstmals eine Frau ans Dirigentenpult zu stellen". Lange schwarze Haare habe die 34-Jährige damals gehabt. Mit der Zeit seien diese dann immer kürzer und bald auch rot gefärbt worden. Überhaupt sei über die Jahrzehnte eine Verbindung entstanden, die über Partituren, Proben und Chorsingen hinaus geht. "Iby" ist von Beginn an zum Teil der Gemeinschaft geworden. Auch deshalb, weil sie anfangs in Lörrach lebte und kein Auto hatte. So hatten sich die Sänger abgewechselt, sie zur Probe abzuholen und wieder heimzufahren, erzählt Schmieder-Wenzel.

In ihrer Heimat Siebenbürgen hat Ibolya Barla an der Musikakademie Klausenburg studiert und als Musikprofessorin auch Profichöre dirigiert und in einem rumänischen Elite-Kammerchor gesungen. Auf dem Rückweg einer Konzertreise nach England hatte sie sich nach Deutschland abgesetzt. Ihr eigentliches Ziel sei eine Profikarriere in Basel oder Freiburg gewesen. Doch weil sie rasch Geld verdienen musste, habe sie begonnen Laienchöre in der Schweiz und später auch im Landkreis Lörrach zu dirigieren.


An der Arbeit mit Laienchören reizt sie die Herausforderung, so viel wie möglich aus dem Chor herauszuholen. Doch das sei nicht so einfach, denn ein Laienchor hat im Gegensatz zum Profichor keine Zeit, drei Jahre seine Stimme aus- und weiterzubilden. Doch Ibolya Barla hat ebenso fünf Jahre Gesang studiert und deshalb Tricks parat, die sie in den Proben verrät und einübt. "Und wenn ein Laienchor dann vom Klang her dem Profichor nahekommt, das gefällt mir – und wie", sagt Barla.


So geschehen beim Gesangverein Harmonie Weitenau, ihrer "ersten Liebe" wie Barla erklärt. Denn die Beziehung zwischen Chor und Dirigentin ist für sie eine Besondere: "Wenn man merkt, dass die Chemie stimmt und der Chor zufrieden ist, mit der Art des Einstudierens, dann kommt so viel zurück. Sie trauert ihrer Profikarriere nicht nach: "Ich habe vielleicht kleinere Brötchen gebacken, aber die schmecken mir und meinen Chören gleichermaßen. Vorsitzende Christa Schmieder-Wenzel berichtet im Gespräch mit der BZ, dass die Sängerinnen und Sänger ihr heutiges Niveau eben dieser "charismatischen und temperamentvollen" Chorleiterin verdanken. Natürlich brauche es auch Sängerinnen und Sänger, die mitmachten und Barlas Ansprüche mittrügen. Wer nur der Geselligkeit wegen zur Probe geht, komme schnell an seine Grenzen, erklärt Schmieder-Wenzel.
Auch in Weitenau hätten vor 40 Jahren einige Sänger den Chor verlassen, doch andere seien hinzugekommen, auch jüngere. Inzwischen zählen 60 Sängerinnen und Sänger zum Chor des Gesangvereins Weitenau. Von der Arbeit mit Ibolya Barla zeigt sich die Vorsitzende Christa Schmieder-Wenzel begeistert. Sie habe hohe Ansprüche, aber auch pädagogisches Einfühlungsvermögen und sie könne gut einschätzen, was sie von einem Chor fordern und wohin sie ihn entwickeln könne. Sie habe den Gesangverein Weitenau reformiert und die Qualität über Jahre hinweg angehoben. Doch das Wichtigste ist für Christa Schmieder-Wenzel: "Wir können uns felsenfest auf sie verlassen, sie ist unser Anker."

 

An eine Zeit nach Ibolya Barla will die Vorsitzende noch nicht denken, sondern jede Probe und jedes Konzert mit ihr noch genießen, so lange es geht. Auf jeden Fall will der Chor die 40-jährige Zusammenarbeit mit Ibolya Barla am 4. November mit einem Konzert unter dem Motto "Legendary" feiern. "Weil es einfach legendär ist, was sie aus unserem Chor gemacht hat", sagt Schmieder-Wenzel.

 

Margräfler Tagblatt vom 07.01.2023

„Iby“ gibt seit Jahrzehnten Takt vor

Eine junge Frau aus Siebenbürgen wird Anfang 1983 Dirigentin des Gesangvereins „Harmonie“ Weitenau. Seitdem mischt sie den Verein auf. Nun können dieser und seine Dirigentin Ibolya Barla das seltene Jubiläum von 40 Jahren Zusammenarbeit begehen. „Ich bin noch lange nicht müde und will mit diesem tollen Chor noch einiges bewegen“, sagt die in Basel lebende Musikprofessorin.

 

Von Ralph Lacher

 

Über „Iby“, wie die 73-jährige Dirigentin liebevoll genannt wird in Weitenau, sagt die Vorsitzende Christa Schmieder-Wenzel: „Unser nächstes Jahreskonzert im November wird ein Iby-Jubiläumskonzert, auf das wir jetzt mit dem Jahresbeginn zu proben anfangen.“ Stattfinden soll das Jubiläumskonzert am Samstag, 4. November, in der Wiesentalhalle in Höllstein. Doch der Reihe nach: Wie die Dirigentin im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt, sei ihr die Freude am Singen und Musizieren als Kind ungarischer Eltern in Siebenbürgen bereits in die Wiege gelegt worden. Deshalb war es nur ein konsequenter Schritt, nach abgeschlossener Schulausbildung das Musikstudium aufzunehmen. In den Fächern Komposition, Musikwissenschaften und Chorleitung habe sie 1972 mit ausgezeichneten Noten das Diplom an der Musikakademie in Klausenburg erworben.

 

Von Siebenbürgen nach Steinen

Parallel zum Studium eignete sie sich als Altistin umfassende Chorpraxis im rumänischen Elite-Kammerchor „Cappella Transylvanica“ an, mit dem sie bei zahlreichen Tourneen und Wettbewerben weltweit Auszeichnungen und Preise gewann. Auch erste Berufserfahrungen als Dirigentin mehrerer Chöre reichen bis in diese Zeit zurück. Auf einer Konzerttournee setzte sie sich mit ihrem ebenfalls aus Siebenbürgen stammenden Kollegen Ludwig Streit 1980 nach London ab und kam nach einigen Stationen in Deutschland 1982 nach Lörrach.

Chor reformiert und vor dem Aus gerettet

Mit Unterstützung des damaligen Lörracher „Ausländeramtes“ habe sie wie auch ihr Sänger- und Dirigenten-Kollege Ludwig Streit in der Grenzstadt heimisch werden können, sagt die Musikprofessorin. Als sie dann 1982 erfuhr, dass der Gesangverein Weitenau einen Dirigenten sucht, nahm sie Kontakt zu den damaligen Vorsitzenden Hermann Eiche und Jörg Bregger auf. Ob deren Vorstandschaft einschließlich der damals 16 Mit-Singenden von der jungen „Bewerberin“ vor allem fachlich, vielleicht auch optisch, beeindruckt war, habe sie nicht recherchieren können, fügt Vorsitzende Christa Schmieder-Wenzel schmunzelnd an. Hermann Eiche, der immer noch im Chor mitsingt, habe sich nicht mehr ganz genau erinnern können. Genau weiß der langjährige Vorsitzende aber, dass Ibolya Barla an einem Freitag Ende Januar 1983 erstmals den Taktstock beim Gesangverein Harmonie schwang. Die Dirigentin erzählt zu den ersten Monaten in Weitenau, dass sie daran ging, den kurz vor dem Aus stehenden Chor zu reformieren. Das geschah zum einen durch die Hinzunahme von englischer Chorliteratur, durchaus auch Songs aus Rock und Pop, später durch Gospels, aber auch deutsche Schlager. Damit habe sie zwar den einen oder anderen älteren Chorsänger verprellt, gleichzeitig aber auch viele, vor allem junge Mitsingende gewinnen können, erzählt die Dirigentin. Rainer Dürr, Hansjörg Meier, Heidi Eche, Helga Dürr, Christina Specht und Elke Stoll sind solche Neuzugänge, die in diesem Jahr wie ihre Dirigentin 40 Jahre Aktivität beim Gesangverein „Harmonie“ begehen können. Schon nach drei Jahren habe der Chor eine beeindruckende Größe von 60 Frauen und Männern vom Teenager bis zum Senior gehabt, blickt „Iby“ mit Stolz zurück. Ein starker Klangkörper entstand und so habe sie das Spektrum der Chorliteratur erweitern können, etwa durch klassische Kirchenlieder, Werke von Beethoven, Bach und Händel oder durch Motto-Konzerte, so die Chorleiterin. Bei letzteren sei Christa Schmieder-Wenzel mit ihrer auch choreographischen Kreativität ein „kongeniale Partnerin“ geworden, sagt Ibolya Barla. Diese widerum gibt diese Lob zurück. „Mit profunder Kenntnis, herausragender Professionalität, Phantasie und liebenswertem Charisma hat Iby unseren Chor geformt und zu immer neuen Höchstleistungen beflügelt und befähigt. Uns verbindet seit Jahrzehnten neben der Begeisterung am gemeinsamen Singen eine tiefe Freundschaft.“

Von Bach über Beethoven bis zu den Beatles

Und die Erinnerung an tolle Proben, fordernd wie fördernd seitens der Dirigentin, mit einem Repertoire von Mozart, Bach und Beethoven über die Beatles, die Rolling Stones bis Queen oder Adele. Entsprechend den Verdiensten, die sich Iby auch um den Männerchor Binzen und die gemischten Chöre Tumringen und Brombach erworben hat, wählte man in Weitenau für das Jubiläumskonzert den Titel „Iby – The Legendary“

Margräfler Tagblatt vom 07.01.2023

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